Runder Tisch

Als Direktbetroffener beschäftige ich mich Zeit meines Lebens mit dem Thema der "fürsorgerischen Zwangsmassnahmen" des letzten Jahrhunderts: Ein zusammenfassender Begriff für das Verding- und Heimwesen, für die Zwangsadministrativen Einweisungen von Kindern und Jugendlichen in Anstalten, für eugenisch behandelte Jugendliche, Frauen und Männer, usw. Der Gedenkanlass vom 11. April 2013, in Bern, an welchem u.a. auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga uns Betroffene "im Namen der Landesregierung" um Entschuldigung bat, war ein erster wichtiger Schritt in Richtung gesellschaftlicher Bewusstseinsmachung und öffentlichem Diskurs. Denn allzulange wurde geschwiegen, nicht nur auf Seiten der Betroffenen, weil sie sich schämten und schuldig fühlten, sondern auch auf Seiten der "Koalition der Verantwortlichen", nämlich der Kirchen, der Verbände und der Behörden.

An dieser Stelle werde ich als kritischer Zeitgenosse den Prozess der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels Schweizerischer Sozialgeschichte  des letzten Jahrhunderts  mitverfolgen und kommentieren. Mein Augenmerk wird sich speziell auf den "Runden Tisch" richten, der im Juni 2013 erstmals in Bern tagte mit Ziel, eine historische und gesellschaftliche Auslegeordnung der Vorkommnisse rund um die "fürsorgerischen Zwangsmassnahmen" des letzten Jahrhunderts vorzunehmen. Nebst den historischen und gesellschaftlichen Aspekten soll am "Runden Tisch" auch die finanzielle Entschädigung für erlittenes Leid aufs Tapet kommen.